Klimaschutz im Tourismus: Herausforderungen
Der Tourismus ist sowohl Betroffener als auch Mitverursacher des Klimawandels und kann somit viel zur Umsetzung von Klimaschutz beitragen. Um den Tourismus klimaverträglich zu gestalten, ist das Zusammenspiel aller Akteur*innen in touristischen Destinationen und Betrieben erforderlich, jedoch werden bislang kaum konkrete Klimaschutzziele, die im Einklang mit nationalen und internationalen Zielsetzungen sind, von DMOs und Betrieben aufgenommen, noch haben operative Durchdringungen von Klimaschutzbemühungen stattgefunden.
Auch bei Reisenden steigt die Nachfrage nach ökologisch und sozialverträglichen Angeboten kontinuierlich an, allerdings fehlt oftmals die entsprechende klare Kennzeichnung der Angebote. Außerdem besteht noch zu viel Unsicherheit bei der Bewertung und Kennzeichnung eines klimafreundlichen Angebotes – sowohl auf Nachfrage als auch auf Angebotsseite.
Mit dem Projekt „Klimaneutralität anpacken“ wollen wir die Tourismusbranche dabei unterstützen, ihren eigenen Beitrag zur Transformation hin zur Klimaneutralität zu leisten und Impulse zur Entwicklung von „klimafreundlichen Angeboten“ als erste Handlungsebene setzen.
Das Ziel – Unterstützung der Tourismusbranche bei der Transformation zur Klimaneutralität
Klimaschutz in einer Destination funktioniert nur, wenn sämtliche touristische Akteur*innen entlang der Reisekette an einem Strang ziehen und Minderungsmaßnahmen gemeinschaftlich umsetzen. Im Projekt wurde hier angesetzt und Lösungsimpulse für die Destinations- und Betriebsebene geliefert: die Tourismusbranche soll dabei unterstützt werden, ihren eigenen Beitrag zur Transformation hin zur Klimaneutralität zu leisten und Impulse zur Entwicklung von „klimafreundlichen Angeboten“ zu setzen.


Die Methode: Science Based Targets
Mit Hilfe des international etablierten Ansatzes der Science Based Targets (SBTs) können Unternehmen Klimaschutzzielsetzungen definieren, die einen effektiven Beitrag zur Einhaltung des 1,5°C-Ziels leisten. Sie sind wissenschaftlich fundierte Ziele für eine Reduktion von THG- Emissionen. Grundlage für die Bestimmung von SBTs ist das verbleibende globale Emissionsbudget. Jedes Unternehmen steht in der Verantwortung, einen Beitrag zur Senkung der globalen THG-Emissionen zu leisten (Top-down-Ansatz). Bei der Bestimmung von SBTs wird in mittelfristige Ziele (5-10 Jahre) und langfristige Ziele (individuelle Festlegung, bis max. 2050) unterschieden. Ein Unternehmen kann mittelfristige und langfristige Ziele festlegen, aber niemals nur ein langfristiges Ziel bestimmen. Hinter dem Konzept der SBTs steht die Science Based Targets Initiative (SBTi).
Wie aber kann die Methode im Tourismus angewandt werden?
Schritt für Schritt
Digitale Branchenumfrage
Mithilfe einer Online-Befragung von touristischen Destinationen und Betrieben in Deutschland soll der aktuelle Stand der Branche, Bedarfe und Herausforderungen ermittelt werden, um praktische Checklisten und Handlungsstrategien zur Umsetzung von konkreten Maßnahmen zu entwickeln, die bei der Übertragung der SBT auf den Tourismus unterstützen.
Konzeptrahmen „SBT im Tourismus“
Im Austausch mit der „science-based-targets initiative“ (SBTi) wird ein Konzeptpapier zur Übertragung der SBT auf den Tourismus erarbeitet. In diesem werden relevante Hintergrundinformationen eingefügt, der Vorgehensprozess der Übertragung erläutert und passende Handlungsstrategien abgeleitet.
Klimafreundliche Angebotsgestaltung
Als weiterer Output wird ein Kriterienrahmen zur „klimafreundlichen Angebotsgestaltung“ erarbeitet. Dabei wird der in Entwicklung stehende Kriterienkatalog der nachhaltigen Angebotsgestaltung, der innerhalb der Exzellenzinitiative Nachhaltige Reiseziele entwickelt wurde, auf Klimaschutzanforderungen geprüft. Auf dieser Basis werden Checklisten für Destinationsmanagement-Organisationen sowie touristische Betriebe erstellt und als digitales Selbstevaluierungstools zur Verfügung gestellt.
Abstimmungsworkshop zur Überprüfung der Praxistauglichkeit
Für eine erfolgreiche Umsetzung und Anwendung der SBT im Tourismus werden diverse Destinationen und Betriebe zu einem Praxisworkshop eingeladen. In diesem werden die bis dato erstellten Konzepte präsentiert, mit den teilnehmenden Akteur*innen diskutiert und auf ihre Praxistauglichkeit überprüft.
Digitale Toolbox
Um den Destinationen und Betrieben die Anwendung der Konzepte zu erleichtern, wird eine digitale Toolbox erstellt. Zum besseren Verständnis zur Umsetzbarkeit, wird ebenfalls ein E-Learning zur „klimafreundlichen Angebotsgestaltung“ entwickelt, die in der digitalen Toolbox zur Verfügung gestellt wird.
Die Erkenntnisse: Komplex, aber orientierungsgebend
- Anwendbarkeit SBTs: SBTs können Orientierung bieten in einer Zeit, in der ‚Klimaneutralität‘ zu einem Werbe-Slogan wird, allerdings ist die Anwendbarkeit im Tourismus eingeschränkt.
- Zielsetzung nach SBT-Ansatz: Sehr abstrakte, globale Ziele, die als Grundlage dienen, auf der in den Destinationen aufgebaut werden muss.
- Destinationsspezifische Ziele: Zusätzlich notwendig: Anpassung bzw. Herunterbrechung der globalen Ziele entsprechend des jeweiligen individuellen und destinationsspezifischen Kontextes.
- Next steps: Erprobung der Zielsetzung und dann Überführung der Ziele in Maßnahmen, wofür eine Bewertung der Maßnahmen mit Hinblick auf die Wirkung notwendig ist („Treibhausgasminderungspotenzial“). Hierfür gibt es bislang keine Ansätze!
Die Toolbox

Praxisleitfaden: Science Based Targets im Tourismus
Praxisleitfaden: SBTs im Tourismus
pdf, 8.1 Mb
Erklärvideo: Science Based Targets im Tourismus
Erklärvideo: SBTs im Tourismus
video/mp419.5 Mb


Checkliste: Klimafreundliche Angebotsgestaltung
Link zum Selbstevaluierungstool für Destinationsmanagementorganisationen (DMOs)
Research Poster
Research Poster
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Gemeinsam für mehr Klimaschutz
Das Projekt wird von TourCert in Zusammenarbeit mit der reCET create.empower.transform UG umgesetzt.
Finanzielle Unterstützung erhält das Projekt aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im Rahmen der Förderbekanntmachung „Leistungssteigerung und Innovationsförderung im Tourismus: Klimaschutz im Tourismus“ (LIFT Klima).
Sie interessieren sich für dieses Projekt?
Bei Fragen oder Anmerkungen kontaktieren Sie uns gerne jederzeit.