In nur vier Jahren wurden in den Ländern Peru, Ecuador, Kolumbien und Costa Rica eigenständige Trainings- und Zertifizierungsstrukturen für einen nachhaltigen Tourismus etabliert.
Von den Entwicklungen in den vier Ländern profitieren nicht nur die Menschen vor Ort, sondern auch Reisende und europäische Unternehmen. Das Projekt, finanziell unterstützt von der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (ADA), ist ein erfolgreiches Beispiel für die Förderung nachhaltiger Reiseangebote und lokaler Wertschöpfung in Lateinamerika.
In Anbetracht der weltweit steigenden Reisevolumina und der damit verbundenen Auswirkungen auf die Bevölkerung, Wirtschaft und Umwelt ist ein Richtungswechsel zu einem nachhaltigen und fairen Tourismus unabdingbar. Insbesondere in den Ländern des lateinamerikanischen Wirtschaftsraums kann die lokale Tourismusindustrie durch gezielte Unterstützung nachhaltig verbessert werden. „Konkret bedeutet dies: faire Arbeitsbedingungen und Entlohnung für Beschäftigte, Steigerung der lokalen Wertschöpfung sowie Schutz des kulturellen Erbes und der Ökosysteme,“ erklärt Gottfried Traxler, zuständiger Programm-Manager der ADA, die Beweggründe der Förderung.
Gewinnbringender Tourismus für Alle: Selbstlernende Strukturen als Erfolgsrezept
Durch das Qualifizierungsprogramm von TourCert können für die lokale Bevölkerung langfristig neue Arbeitsplätze geschaffen und die negativen Auswirkungen des zunehmenden Tourismus auf die lokale Kultur und Umwelt minimiert werden. Der zentrale Schlüssel in der Arbeit von TourCert liegt darin, Menschen vor Ort zu sozialen und ökologischen Problemstellungen zu sensibilisieren und zu schulen. Dieser ‚Empowerment‘-Ansatz sorgt dafür, dass sich Strukturen eigenständig weiterentwickeln.
TourCert Geschäftsführer Marco Giraldo: „Im Rahmen des Projekts konnten wir unser bereits in Europa erprobtes TourCert-System sehr erfolgreich an die lokalen Bedingungen von Lateinamerika anpassen und eigenständige Strukturen in Peru, Ecuador, Kolumbien und Costa Rica etablieren.“
Der Kompetenzaufbau in den Zielländern, kommt wiederum auch den europäischen Reiseveranstaltern zugute: Dieser verbessert die Qualität der touristischen Produkte und hilft, die stetig steigenden Kundenerwartungen in punkto sozialer und ökologischer Aspekte zu erfüllen. TourCert-zertifizierte Unternehmen sensibilisieren ihre Kunden zum respektvollen Umgang mit der lokalen Flora und Fauna, fördern den kulturellen Austausch, binden die lokale Bevölkerung in die touristischen Aktivitäten ein und versuchen, Transportwege nach bester Möglichkeit zu reduzieren.
Projektziele in Lateinamerika wurden übertroffen
Seit Projektstart im Jahr 2015 konnten 81 Unternehmen bzw. Destinationen mit dem „TourCert Siegel“ zertifiziert und 63 mit dem Einstiegssystem „TourCert Check“ ausgezeichnet werden. Über 300 Menschen wurden in den vier Ländern als NachhaltigkeitsmanagerInnen, Beratungskräfte und AuditorInnen qualifiziert. Durch die Zertifizierung von vier Nachhaltigen Reisezielen mit insgesamt 170 Partnerbetrieben erreichte das Projekt eine sehr hohe Breitenwirksamkeit.
Anhand der Projekterfolge ist ersichtlich, wie dringlich und nützlich die Implementierung eines Nachhaltigkeitssystems in den lateinamerikanischen Betrieben angesehen wird. Dabei waren neben den ökologischen Antrieben insbesondere die sozialen Standards, wie z.B. die Arbeitsbedingungen vor Ort wichtige Innovationsimpulse.
„Einer der Grundpfeiler der Andean Lodges ist die Praxis des verantwortungsvollen und nachhaltigen Tourismus zum Wohle unserer Partnergemeinden. Wir haben uns für die TourCert-Zertifizierung entschieden, weil wir glauben, dass wir die gleiche Philosophie teilen, in der der Tourismus ein wichtiges Instrument für die nachhaltige Entwicklung der Menschen ist. TourCert hat uns geholfen, praktische Maßnahmen zugunsten des Umweltschutzes und der traditionellen Kultur der Andenbewohner umzusetzen“, so Franco Delgado von Andean Lodges.
Speziell der von TourCert entwickelte Destinationsansatz war eine große Errungenschaft und überstieg alle Erwartungen. Zudem zeigte das Netzwerk mit den Partnerorganisationen, Verbänden und politischen Institutionen vor Ort Wirkung. TourCert konnte mit dem Tourismusministerium von Ecuador (MINTUR) eine strategische Partnerschaft vereinbaren und das TourCert-System als nationales Zertifizierungssystem etablieren. Außerdem besteht eine Kooperation mit dem kolumbianischen Unternehmensverband Asociación de Turismo Responsable (ACOTUR).
Ausblick in eine vielversprechende Zukunft
Das Projekt TourCert Latina ist nun zwar beendet, das Interesse und die Dynamik rund um das Thema Nachhaltiger Tourismus und die Zertifizierung von TourCert in Lateinamerika brechen aber nicht ab. Die Gemeinschaft vor Ort ist sehr engagiert, zertifizierte Unternehmen vor Ort entwickeln bereits neue Produkte und bauen Kooperationsnetzwerke über Länder und Kontinente hinweg auf. Innovationen und Verbesserungen finden nicht nur in den betrieblichen Prozessen statt. Neue Themen wie der Schutz der Biodiversität und die Armutsbekämpfung durch den Gemeinschaftstourismus werden ebenfalls einbezogen.
Prof. Dr. Dagmar Lund-Durlacher, Vorstand des Instituts für Tourismus und- Dienstleistungsmanagement an der MODUL-Universität Wien bewertet das Projekt sehr positiv. „Die ADA hat mit der Förderung des Projekts „TourCert Latina“ einen beispielhaften Prozess der Entwicklungspartnerschaft in Gang gesetzt. Besonders beeindruckend sind die vielfältigen entwicklungsrelevanten Wirkungen des Projekts in Bezug auf die Kooperationen mit Unternehmen, Verbänden, ländlichen Gemeinden, Beratungspartnern und den Tourismusministerien.“
Aufgrund der bisherigen Erfolge ist das Team von TourCert mit seinen lokalen Partnern hoch motiviert, das System in weiteren lateinamerikanischen Ländern einzuführen und so dazu beizutragen, den Tourismus fairer zu gestalten. Viva América Latina!
Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.
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ADA, Erfolg, Projektabschluss, TourCert Latina, Wertschöpfung